1933 bis 1985

2. Teil: Atzenhausen

Die Zeit des Nationalsozialismus 1933 - 45

"Der 30. Jan. 1933 fand auch in unserem Ort einen lebhaften Widerhall" (1) So beginnt Lehrer Lösekrug in der Schulchronik seine Ausführungen über den Beginn der nationalsozialistischen Zeit in Atzenhausen.  Mit diesem Tag sollte sich im alltäglichen Leben auch dieses Ortes so manches ändern.  Bereits vor der Machtübernahme ist anhand von Wahlergebnissen eine starke Hinwendung zur NSDAP festzustellen, wie folgende Aufstellung verdeutlicht (2):

Ergebnisse der Reichstagswahlen 1928 - 33 in Atzenhausen

 

SPD

NSDAP

KPD

DNVP

DVP

Landvolkpartei

Deutsch Hannoversche Partei

21.5.1928

33

2

-

24

11

7

11

14.9.1930

32

45

1

24

3

2

7

31.7.1932

19

100

-

3

-

-

-

6.11.1932

27

80

3

7

-

-

2

5.3.1933

9

116

-

3

2

-

-

 

 

 

 

Im Jahre 1930 wählten bereits knapp 40 % der Atzenhäuser die NSDAP (Landkreis 33,7 %). Der überwiegende Teil der Einwohnerschaft gehörte der bäuerlichen Schicht an, die mehr und mehr die Folgen der Wirtschaftskrise zu spüren bekam. Die Furcht vor dem Verlust der sozialen Stellung bzw. des Privateigentums, etwa durch Zwangsversteigerungen, wurde von der faschistischen Propaganda in besonderer Weise aufgefangen. Über die Blut- und Bodenideologie sollte dem Bauerntum eine besondere Stellung im Volk suggeriert werden sowie die Hoffnung erzeugt werden, dass der Nationalsozialismus die wirtschaftlichen Schwierigkeiten lösen und zur Hebung des sozialen Ansehens beitragen könne. Bei den Wahlen scheint eine Vielzahl von vorherigen Nichtwählern bzw. Anhängern der rechtskonservativen Parteien zu den Nationalsozialisten übergewechselt zu sein. Die weitere Stimmentwicklung für die NSDAP, auch mit dem Rückgang im November 1932, liegt im Trend, jedoch ist der Stimmenanteil gegenüber den Landkreisergebnissen um bis zu 30 % höher (Juli 1932 82 %, Landkreis 53,2 %).

Am 1. Dezember 1931 wurde auf Initiative der Bauern Fritz Lüter und Christian Müller, des Gastwirts Richard Storch und des Schmieds Karl Henne eine Ortsgruppe der NSDAP ins Leben gerufen, die von Lüter geleitet wurde. Bis zum Januar 1933 kamen noch weitere 12 Mitglieder hinzu. Bis zum Februar 1936 waren insgesamt 26 Atzenhäuser Männer in die Partei eingetretene) Die sogenannte 'Zelle' Atzenhausen, deren Leiter bis 1945 Fritz Lüter blieb, wurde gemeinsam mit Dahlenrode und Deiderode der Ortsgruppe Mollenfelde zugeordnet. Ortsgruppenleiter war der Mollenfelder Bauer Karl Wissemann. Erste Hakenkreuzfahnen wurden schon 1931 von Fritz Lüter an seinem Haus und 1932 in der Spitze eines Baumes im Pfarrgarten gezeigt. Bereits frühzeitig wurde die nationalsozialistische Idee auch in die kleinsten Orte des Landkreises ragen, organisiert von der Kreisleitung der NSDAP in Göttingen. So sprach 26.11.1931 das Parteimitglied Brinkmann aus Angerstein auf einer öffentlichen Versammlung, zu der 80 Zuhörer erschienen. Über ernsthafte Reibereien von Anhängern der SPD und KPD mit Nationalsozialisten bis zur Machtübernahme ist nichts bekannt.

Nach den Ausführungen des Lehrers Lösekrug, einem eindeutigen Anhänger des Nationalsozialismus, muss die Nachricht der Machtübernahme Hitlers mit Freude aufgenommen worden sein.(4) Zunächst wurde die Hakenkreuzfahne der im Mai 1931 fertiggestellten Schule unter Beteiligung der gesamten Dorfbevölkerung gehisst. Freudenfeuer wurden in den folgenden Tagen abgebrannt und Fackelzüge durchgeführt. Der 20.  April 1933, der Geburtstag Hitlers, war in den folgenden Jahren im ganzen Reich immer wieder Anlass zu Demonstrationen des Kults um seine Person, und bot erneut eine Möglichkeit, das von nationalsozialistischen Ideologie verordnete Gemeinschaftsgefühl zu zeigen. Lehrer Lösekrug schildert das Ereignis wie folgt: "Am Geburtstage des Führers 20.4.33 wurde in den Abendstunden in Gegenwart der Gliederungen der Partei, der Schulkinder und der reich versammelten Einwohnerschaft auf dem Sportplatz der Schule die 'Hitlereiche' gepflanzt. Die Pimpfe Erich Lüter und Hellmut Wieland setzten den Stamm in die vorbereitete Pflanzgrube. Gleichzeitig wurden zu beiden Seiten Linden angepflanzt."(5) Die Linden erhielten die Namen Hindenburg- und Ludendorff-Linde. Von nun an war ein Großteil der Bevölkerung für das Verlangen der nationalsozialistischen Idee vereinnahmt. Etwa durch die Mitgliedschaft in einer zahlreichen Parteigliederungen wie der SA, in der 1933 32 Atzenhäuser Männer organisiert waren. Sie kamen des öfteren zusammen zu Übungen oder zu Schulungsabenden, an denen Ortsgruppenleiter Wissemann die ideologische Festigkeit der Männer stärkte. Die Frauen waren großenteils in der NS-Frauenschaft, zunächst geleitet von Lehrersfrau Lösekrug, dann von Minna Jüter (?), organisiert, Kinder und Jugendliche in den NS-Jugendorganisationen HJ und BDM.

In der Führung der Gemeinde gab es einen Wechsel. Einer der Begründer der NSDAP-Ortsgruppe, Christian Müller, übernahm im Juli 1933 den Gemeindevorstand von Albert Ziegler, der dieses Amt seit März 1930 innehatte. Müller war auf 12 Jahre als Bürgermeister eingesetzt (blieb bis zum Januar 1946) und hatte in diesem Amt alleinige Entscheidungsbefugnis, die berufenen Gemeinderäte hatten nur beratende Funktion, Abstimmungen fanden nicht statt. Dem Ortsgruppenleiter der NSDAP, Wissemann, ebenso wie dem Atzenhäuser Zellenleiter, fielen als 'Hoheitsträgern' der Partei die Aufgabe zu, die Einwohner im Nationalsozialistischen Geist zu erziehen, aber auch zu überwachen. (6) Neben den von Wissemann abgehaltenen politisch-ideologischen Schulungskursen für Parteimitglieder kannten sie sich auch in den privaten und familiären Verhältnissen der Einwohner aus.

Wissemanns bedeutende Stellung kommt zum Ausdruck in der Vielzahl von politischen Beurteilungen, zu denen er von der Kreisleitung der NSDAP in Göttingen aufgefordert wurde.(7) Wurde etwa ein Antrag auf Kinderbeihilfe gestellt oder ein Hausbau geplant, so hatte Ortsgruppenleiter Wissemann einen Fragebogen hinsichtlich der antragstellenden Person auszufallen, etwa über Mitgliedschaften in NS-Gliederungen, über den Leumund im Dorf, über politische Betätigung vor 1933. Es ging sogar so weit, daß im April 1939 zunächst die politische Unbedenklichkeit eines Ehepaares geklärt werden musste, um ihm dann zur Diamantenen Hochzeit einen Glückwunsch durch Hitler zukommen zu lassen. All dies demonstriert nur zu deutlich, wie sehr gerade in einer kleinen Ortschaft wie Atzenhausen mit seinen 212 Einwohnern (1939) die Überwachung durch führende Parteikräfte möglich war und zu Wohlverhalten und Anpassung zwang. Es bestand ein nicht zu unterschätzender Druck, der gegenseitige Denunziation befürchten ließ und Kritik an den neuen Verhältnissen unter der Oberfläche hielt. Die NS-Propaganda fand aber gleichzeitig gerade in bäuerlich strukturierten ländlichen Gemeinden einen guten Nährboden, da den oft von Zwangsversteigerungen bedrohten Höfen Entschuldungen versprochen wurden und viele darin eine hervorragende Möglichkeit sahen, ihre ökonomische Situation zu verbessern. Im übrigen griffen sicherlich auch die Versprechungen der Nationalsozialisten nach Befriedigung aller Wünsche, wobei jedoch präzise Aussagen zu konkreten Problemen nicht gemacht wurden. Zur Erreichung der Ziele musste jedoch die Identifikation mit Volk, Rasse und Nation im Vordergrund stehen.  Bedingungslose Treue zum Führer wurde gefordert.

Der Gemeinschaftsideologie wurde Genüge getan durch die bereits geschilderte Heranziehung zu Treffen der Parteigliederungen und der Ausweitung von Festen (z.B. 1. Mai oder Sonnenwendfeier), an denen die Bevölkerung teilzunehmen hatte.

Auch in rassischer Hinsicht hatten die Atzenhäuser ihren Beitrag zu leisten, wie einem Artikel einer Göttinger Zeitung zu entnehmen ist: 'Juden sind in diesem Ort nicht erwünscht' lautet eine Inschrift am Eingang unserer Ortschaft, was allerdings Herrn Löwenheim aus Dransfeld nicht hinderte, mit einigen Volksgenossen froh und munter viel versprechende Geschäfte zu betreiben. Man fragt sich mit Recht, wie ein Teil unserer Einwohnerschaft es noch vor seinem Gewissen verantworten kann, mit den Juden geschäftlich zu verkehren. Wir glauben, dass die Zeit nahe ist, auch diesen blind an allen Ereignissen unserer Zeit vorbeischleichenden Herrschaften gehörig auf die Schmutzfinger zu sehen." (8) Seinen Beitrag leistete etwa ein Atzenhäuser Bauer, der vor seinem Grundstück ein Schild mit folgender Aufschrift anbrachte: "Wer sich naht mit platten Füßen, Nase krumm und Haare kraus, darf nicht diesen Hof betreten, der muss hinaus."(9) Wahrlich ein Beispiel des menschenverachtenden nationalsozialistischen Rassismus, angewandt gegenüber Angehörigen jüdischen Glaubens, mit denen man bis vor kurzem noch gehandelt hatte. Der oben stehende Artikel macht zweierlei deutlich: zum einen das NS-propagandistische Bemühen, natürlich von der gleichgeschalteten Presse mitgetragen, die Juden in jeglicher Hinsicht zu diffamieren, sie als Sündenbock für alle Übel darzustellen und somit von Mängeln in der Gesellschaft abzulenken.  Zum anderen beweist es, dass es immer noch Menschen gab, die von dem Antisemitismus nicht angesteckt waren, wobei sicherlich eine Rolle spielt, dass man von althergebrachten Verhaltensweisen nicht so ohne weiteres lassen kann, denn jüdische Händler, vornehmlich aus Witzenhausen, kamen, sei es mit Textilien, Haushaltswaren oder wegen Viehhandels, seit Generationen ins Dorf und ermöglichten den Kauf von Waren, für deren Erwerb ansonsten viel Zeit in Anspruch genommen werden musste. Darüber hinaus wurde vielfach die Möglichkeit geboten, auf Raten zu kaufen, so dass die Geldsummen nicht immer sofort insgesamt parat sein mussten.

Ein bedeutendes Ereignis stellte für Atzenhausen der Ausbau der Reichsautobahn im Streckenabschnitt Kassel - Göttingen dar. Dieses Projekt, das nicht wie vielfach geglaubt, einer Idee der Nationalsozialisten entspringt(10), hatte den vorwiegenden Sinn und Zweck, innenpolitisch durch groß angelegte Baumaßnahmen Boden zu gewinnen. Der Autobahnbau insgesamt hatte großen propagandistischen Nutzen, z. B. durch die Betonung der arbeitsplatzschaffenden Wirkung, und diente der Begeisterung weiter Bevölkerungskreise sowie der Erfüllung industrieller Profithoffnungen. Ziel war die Beschäftigung von 600.000 Erwerbslosen gewesen, der Höchststand an Arbeitskräften war 1936 mit 124.483 erreicht.(11) Ein allgemeiner wirtschaftlicher Aufschwung, der 1932 einsetzte, sorgte viel mehr für den Abbau der Arbeitslosenzahlen als die von den Nationalsozialisten eingeleiteten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Bei dem geringen Verkehrsaufkommen in den 30er Jahren wäre ein allgemeiner Straßenausbau sicherlich sinnvoller gewesen, hätte aber niemals die propagandistische Wirkung dieses Großprojekts 'Reichsautobahn' erreicht.(12) Nicht vergessen werden dürfen schließlich auch die militärisch-strategischen Motive, um günstige Voraussetzungen in technischer und infrastruktureller Hinsicht für die spätere Expansionspolitik zu schaffen.

 Bild: Reichsautobahnbau im August 1935, Abtragen des Mutterbodens in Handarbeit (Kreisarchiv)

Am 11.9.1934 wurde mit dem Bau der Strecke begonnen, die dann am 20.6.1937 fertiggestellt war. Nach den ersten Vermessungen wurde im Herbst 1935 südöstlich Atzenhausens mit den Bodenarbeiten begonnen, bei denen einige Bauern aus Atzenhausen mithelfen, das Land umzupflügen, bevor Arbeiter der Firma Schäfer aus Kassel in Handarbeit die Erde beiseite schafften. Für die Bauern muss dies ein schlechtes Geschäft gewesen sein, da die Firma wegen Zahlungsschwierigkeiten keinen Lohn zahlte. (13) Im Winter 1935/36 wurden die Arbeiten von einer Eschweger Firma übernommen. Sowohl Atzenhäuser wie auch Männer aus den anderen umliegenden Orten, aber auch aus Göttingen, dem Eichsfeld und Hessen, insgesamt mehrere Hundert, arbeiteten auf der Baustelle. August Schmidt aus Atzenhausen war während der ganzen Bauzeit als Nachtwächter angestellt. Gertrud Müller, Wilhelmine Utermöhlen und später Frieda Lüter kochten auf der Baustelle für die Arbeiter. Zuvor war das Essen im Siedekessel im Hause von Nolte zubereitet worden. Mit Pferd und Wagen wurde es dann auf die Baustelle gebracht. Neben diesen wenigen profitierten aber auch alle anderen Atzenhäuser vom Bau. In jedem Haus waren Arbeiter untergebracht, zum Teil bis zu acht Mann, was natürlich zu einem guten Nebenverdienst führte. Dabei ging es aber so weit, dass sogar gegenseitig Arbeiter abgeworben wurden, um sie im eigenen Haus unterzubringen. (14) Besonders glücklich müssen jedoch die beiden Lebensmittelhändler gewesen sein, da ihr Umsatz um ein beachtliches Maß anstieg. "Alle Einwohner machten zufriedene Gesichter, es war Erntezeit, nach langen knappen Jahren! Land büßte die Gemeinde nicht ein." (15)

Abgeschnitten war man jedoch für geraume Zeit von Mollenfelde, da die Brücke über die Autobahn erst Weihnachten im Rohbau fertig war und dann zumindest von Fußgängern wieder genutzt werden konnte.

Dass aber auch auf dieser Baustelle, wie inzwischen überall, jeder und alles überwacht wurde, belegt ein Ausschnitt aus einem Lagebericht der Staatspolizeistelle Hildesheim: "... Auf der Reichsautobahnbaustelle in Atzenhausen wurde von einigen Personen versucht, arbeitswillige Leute zur Sabotage und Meuterei gegen ihre Arbeitgeber aufzufordern. Insgesamt wurden 5 Personen, darunter die Haupträdelsführer, festgenommen. Es handelt sich hier um arbeitsunwillige Elemente, die in ihrer politischen Gesinnung der KPD noch heute nahestehen und teilweise ehemalige Mitglieder der KPD sind." (16) Was hier im einzelnen vor sich ging, ist leider nicht mehr nachzuvollziehen. Jedoch kann der Vorfall als Indiz dafür gewertet werden, wie in allen Bereichen politisch Andersdenkende sofort aus dem Verkehr gezogen wurden.

Mit dem üblichen von den Nationalsozialisten betriebenen Prunk zu Propagandazwecken wurde die Teilstrecke Göttingen - Kassel am 20.  Juni 1937 eingeweiht. Die Brücke am Kreideberg zwischen Atzenhausen und Mollenfelde sollte geschmückt werden mit Girlanden, frischem Grün und einem mächtigen Hakenkreuz. Wegen der schlechten Witterung kam jedoch nur ein Teil der erwarteten Gäste, vorwiegend Kinder aus zahlreichen Schulen, und die Wagenkolonne kam auch mit reichlich Verspätung und ohne "den Führer", wie Lehrer Lösekrug enttäuscht festhält.(17)

Neben dieser, wenn auch im Ort nicht selbst stattfindenden, aber diesen doch sehr stark berührenden Baumaßnahme, ist für die 30er Jahre im Grunde nur noch die endgültige Fertigstellung des Sportplatzes an der Schule festzuhalten. Dieser hatte eigentlich schon beim Schulneubau (Mai 1931) angelegt werden sollen. Da aber keinerlei Geldmittel zur Verfügung standen, entschloss man sich, erst nach 1933 in Eigeninitiative den Platz, in dessen Mitte sich eine größere Mulde befand, herzurichten. Albert Ziegler stellte dazu Schutt aus seinem Steinbruch zur Verfügung. Und erst als ein Zuschuss in Höhe von 200 Reichsmark bewilligt wurde, konnte der Platz 1936 planiert und von der Einwohnerschaft genutzt werden. (18)

Eine durch den Schulneubau ins Dorf gekommene Errungenschaft ist von den Atzenhäusern zunächst nur mit Skepsis angenommen worden. (19) Das Brausebad im Schulkeller, bestehend aus einem Heizraum mit vier Duschen und einer Badewanne, stand jeden Samstag zur Benutzung frei. Erwachsene zahlten 10 Pfennig, Kinder nichts. Lehrer Lösekrug zitiert die Befürchtungen einzelner folgendermaßen: "Dat man dei Kindere noch versupet"; "Dat Woter ut der Leitunge is doch velle tou koolt." Mit der Zeit änderte sich jedoch die Einstellung, und die Bade- und Waschgelegenheit wurde von vielen gern in Anspruch genommen. Der Brunnen spendete mit Ausnahme von sehr trockenen Sommern immer Wasser. In den Wintern waren das Wasserbassin auf dem Schulboden und die Steigrohrleitungen des öfteren eingefroren. Als der Badeofen in den Wintern 1940/41 und 1941/42 dem Frost zum Opfer gefallen war, musste das Baden endgültig aufgegeben werden. Auf den dem Schulgebäude entstandenen Schaden durch den Baderaum wird später noch einzugehen sein.

Bereits mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren die Weichen für den 1939 beginnenden Eroberungskrieg gestellt. In enger Kooperation mit den großbürgerlich-industriellen Machteliten hatten die Führungsgremien des NS-Apparates für eine unverzügliche Rüstungsproduktion gesorgt, wobei schon 1936 mit Verkündung des Vierjahresplans ein Kriegsbeginn für 1940 vorgesehen war. Der Vorwand zur Entfesselung des 2. Weltkriegs war mit dem fingierten Angriff auf den Sender Gleiwitz gegeben, und es begann der schon jahrelang propagandistisch vorbereitete expansionistische Kampf um mehr „Lebensraum“ am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen.

Vorahnungen auf den Beginn des Schreckens gab es auch in Atzenhausen. Am 25. August 1939 wurden die ersten Männer aus dem Dorfe - Soldaten des 1. Weltkrieges - einberufen.  Einen Tag später wurden bereits Lebensmittel rationiert und der Bezug war nur noch über Marken möglich. Da der Selbstversorgungsgrad im Dorf sehr hoch war, machte sich dies zunächst kaum negativ bemerkbar. Die Lebensmittelrationen wurden jedoch von Jahr zu Jahr geringer. So schreibt Lehrer Magatzki über die Jahreswende 1943/44: "Fett und Fleisch wird immer knapper ... Auch Feuerungsmaterial ist wenig zu haben."(20) Mit der Zunahme der Einberufungen fehlten mehr und mehr die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft.  Die Bauern und ihre Söhne fehlten auf den Höfen. Die Frauen gesamte Last der Arbeit tragen. Zu ihrer Entlastung wurden Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, französische und russische gerne zur Arbeit auf die Höfe geschickt. Die Kriegsgefangenen waren zunächst zentral auf dem Saal der Gastwirtschaft Knoche in Mollenfelde interniert, wurden morgens zur Arbeit nach Atzenhausen gebracht und abends zurückgeholt. Später blieben sie auf den Höfen und übernachteten auch dort. August 1940 waren drei Polen und zwei Polinnen im Dorf. 1942 kam der erste russische Kriegsgefangene. Vier Polinnen wurden an die Zuckerfabrik nach Obernjesa abgegeben. Bis zum Kriegsende waren weitere fünf Russen, zwei Russinnen, drei Polen und zwei Franzosen bei Atzenhäuser Bauern beschäftigt.(21) Die Beziehungen zwischen einheimischen Arbeitgebern und Fremdarbeitern scheinen im großen und ganzen relativ spannungsfrei gewesen zu sein, obwohl die Arbeit nur mit geringen Löhnen bezahlt wurde.  Das Verbot des gemeinsamen Essens an einem Tisch wurde so manches Mal umgangen und man hatte lediglich auf der Hut zu sein vor dem Ortsgruppenleiter, der schon mal überraschend zur Essenszeit erscheinen konnte, um Kontrollen vorzunehmen.(22)

Lehrer Magatzki, der seinem Vorgänger Lösekrug nach dessen Wechsel nach Niedernjesa am 1. Oktober 1937 in der einklassigen Atzenhäuser Schule folgte, gewährt in seinem Rückblick auf die Zeit des 2. Weltkriegs auch einen Einblick in die schwierigen Lebensverhältnisse während des harten Winters 1942/43. „Meterhoch sind wir eingeschneit. Die Pumpen frieren ein. Die Kartoffeln erfrieren im Keller und in den Mieten. Jeden Morgen fährt der Schneepflug durch den Ort. Sechs Pferde, dann acht, dann zehn oder zwölf Pferde sind vorgespannt. Alle Männer müssen mit, um den Schnee fort zuschaufeln, wenn die Pferde im Schnee versinken. ... Die Post bleibt tagelang aus, Telefondrähte sind zerrissen, Brotauto und Milchauto können nicht kommen. Mit einem Schlitten wird die gefrorene Milch nach Gertenbach gebracht und dabei gleich das Brot mitgebracht. Die Schule macht Kohlenferien, die Klasse ist nicht warm zu kriegen und die letzten Kohlen aufgespart für die Zeit, wo der Frost etwas nachlässt. Für die Soldaten wird warmes Zeug und Pelze gesammelt, jeder gibt, was er kann."(23) ) Deutlich wird die schwierige Versorgungslage, die zur Unterbrechung des Schulunterrichts führte.  Zusätzlich wurde der Bevölkerung im Verlauf des Krieges immer mehr an Spenden abverlangt. Neben der erwähnten Abgabe von Kleidung wurden Sammlungen z. B. auch für Metall, Kräuter, Knochen und vieles mehr durchgeführt. Die Arbeitsbedingungen des Lehrers sollten sich noch mehr verschlechtern, da sein Kollege in Barlissen zum Kriegsdienst eingezogen worden war. Ab Mai 1941 kamen die Schüler aus dem Nachbarort nach Atzenhausen. Im Winter unterrichtete Magatzki drei Tage die Woche in Barlissen und drei Tage in Atzenhausen. Ab September 1943 kamen die -Schulkinder aus Dahlenrode noch hinzu, so dass drei Schulen von einem Lehrer zu versorgen waren. Von einem geregelten und ausreichenden Lehren und Lernen konnte nicht mehr die Rede sein.

Die im Jahre 1943 endgültig eingetretene Wende im Kriegsverlauf bedeutete für die bisher in dieser Region relativ wenig betroffenen Dörfer eine Vielzahl von Belastungen. Evakuierte aus den von Fliegerangriffen betroffenen Großstädten mussten einquartiert werden. Im August 1943 trafen die ersten aus Hannover in Atzenhausen ein. Sie kamen in die Schule und wurden von dort auf die Unterkünfte verteilt. Es handelte sich vorwiegend um Frauen und Kinder, mitunter alte Männer, die im Dorf nicht zur Arbeit herangezogen werden konnten. Sie kamen mit leeren Händen und mussten von den Einheimischen mit Möbeln, Betten und Haushaltsgeschirr versorgt werden. Spannungen waren vorprogrammiert. So etwa beschwerte sich eine mit Kindern einquartierte Frau, dass ihre Wohnungsgeber ihr den Zugang zur Wasserquelle vermehrten. Diese wiederum bezichtigten die Frau, streitsüchtig zu sein und ihre Kinder zu vernachlässigen.(24) Auch in die Schule brachten die Stadtkinder Unruhe. Sie waren den einklassigen Unterricht nicht gewohnt und verleiteten die Dorfkinder zu zahlreichen Streichen.(25)

Ab Oktober 1944 nahm die Zahl der Evakuierten nochmals zu. Sie kamen jetzt aus dem westdeutschen Raum (Aachen, Mönchengladbach). Nach dem Melderegister sind bis Kriegsende insgesamt 75 Evakuierte nachzuweisen. Ab Oktober 1944 trafen aber auch schon Flüchtlinge aus dem Osten ein.

Ab Herbst 1943 wurde Atzenhausen mit den Kriegsereignissen direkt konfrontiert. Der erste größere Luftangriff auf Kassel war von hier zu verfolgen. Sogar der Pfarrgarten und das Backhaus von August Müller wurden von Brandbomben getroffen. Die Feuerwehr hatte sich schon vorsichtshalber zum Einsatz bereit gemacht, eine Scheune Garbrand Ehmens entging nur knapp dem Feuer.(26) Von nun an lebte man im Dorf in ständiger Erwartung von alliierten Fliegern, die Kurs nahmen auf Kassel, Berlin, Magdeburg, Hannover usw. Von so manchen bedrohlichen Situationen im Jahre 1944 berichtet die Schulchronik.(27) Die Kindergärtnerin wurde mit einer Schar von Kindern am Roten Berg überrascht, als dort neun Sprengbomben niedergingen. Es wurde jedoch niemand verletzt. Ein anderes Mal schlugen bei einem Luftangriff Maschinengewehrkugeln im Dreschmaschinenschuppen, bei Lötzerich und im Haus von Kleinherbers ein. Verführerisch für die Kinder waren die von den Fliegern abgeworfenen Reservetanks, die nicht immer ganz geleert waren und somit eine große Gefahr darstellten.  So auch, als sich kurz nach Ostern 1944 mehrere Kinder an einem Kanister zu schaffen machten, ein Streichholz hineinwarfen und ein gerade erst schulentlassener Junge bei der Explosion erheblich verletzt wurde. Bauern auf dem Felde, Fußgänger und Radfahrer auf den Wegen mussten ständig auf der Hut "sein und bei Fliegeralarm in Deckung gehen. Als die von Barlissen ins Dorf kommenden Schulkinder auf ihrem Wege beschossen wurden, weigerten sich die Eltern, ihre Kinder weiter dorthin zu schicken. Der Atzenhäuser Lehrer musste nun auch im Sommer drei Tage Unterricht in Barlissen halten. Was bedeutete das dieser Zeit?  "Zum Unterricht kommen wir kaum noch. Um 9 oder 10 Uhr erscheinen die Flieger, eine Stunde Deutsch, eine Stunde Rechnen, aus."(28) Und nebenher mussten die Kinder noch oft Alteisen, Papier und Heilkräutern sammeln.

Ab Januar 1945 wurden die noch zur Verfügung stehenden jüngeren und älteren Männer bis zum 60. Lebensjahr zum Volkssturm eingezogen. Diese Volkssturmleute sollten in völliger Verkennung der Lage die herannahenden alliierten Truppen zum Stillstand bringen, ohne über eine ausreichende militärische Ausbildung zu verfügen, geschweige denn auch nur mit annähernd genügendem Waffenmarterial ausgestattet zu sein. Die aus Atzenhausen einberufenen Männer wurden gemeinsam mit jenen aus Dahlenrode, Deiderode und Mollenfelde zusammengezogen. Unter Leitung von A. Riemenschneider aus Deiderode wurden Sonntag vormittags Übungen und Lehrgänge abgehalten. G. Nolte berichtet von einer Übung im Wald zwischen Groß Schneen und Ludolfshausen, wo Volkssturmleute aus dem gesamten Kreis Göttingen an einer einzigen Panzerfaust ausgebildet wurden.(29) Im März 1945 wurden die Atzenhäuser Volkssturmleute einberufen, mussten an der Linde vor der Schule antreten und marschierten ab nach Mollenfelde, um dort die sechs Ortseingänge zu überwachen. Zu zweit mit einem Gewehr wurde nun Posten bezogen, ohne genau zu wissen, welchen Sinn und Zweck diese Maßnahme haben sollte. Einige Tage vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen war der Volkssturmverband jedoch aufgelöst worden. Zahlreiche Brücken und Unterführungen waren kurz vor Kriegsende noch mit Sprengsätzen versehen worden. Im Gebiet des Kreises Göttingen wurden insgesamt vier Brücken zerstört, dazu gehörte auch diejenige, die Atzenhausen und Mollenfelde über die Autobahn verband.(30) Erst im Januar 1949 war die Brücke wiederhergestellt. Im wesentlichen bestand sie aus englischen Pionierbrückenteilen (31), bevor sie dann Jahre später wieder ganz neu aufgebaut wurde.

In Atzenhausen machte man sich in den letzten Kriegstagen daran, Vorräte, soweit vorhanden, zu verteilen. So wurde mit einem Gespann aus einem Lager eine Fuhre mit Spirituosen geholt, die dann an die erwachsene Bevölkerung verkauft wurden. Aus Göttingen wurden noch Rohstoffe und Tausende von Zigaretten herangeschafft, deren Verkauf durch den Ortsgruppenleiter erzwungen wurde.(32) Ein bedrohliches Problem für den Ort stellten die zurückweihenden deutschen Truppen dar, mit Pferden bespannte Artillerie und andere Fuhrwerke sowie meist schon stark beschädigte Panzer. Als Geschütze aufgebaut werden sollten, wehrten sich die Atzenhäuser energisch dagegen. Gegenwehr aus dem eigenen Dorf hätte zwangsläufig starken Beschuss durch die Amerikaner mit unabsehbaren Folgen bedeutet.

Das Kriegsende

Am 8. April 1945 - einem Sonntag - sollte der Krieg für Atzenhausen zu Ende gehen. Zwei Berichte von Beteiligten geben ein aufschlussreiches Bild von den Vorkommnissen dieses Tages.(33) Die letzten deutschen Soldaten zogen noch vor Mittag gen Osten ab. Von Westen her war das Artilleriefeuer der Amerikaner schon geraume Zeit zu hören. Vereinzelte Einschläge von Granaten gingen vorwiegend nahe der Scheune Siepels nieder, die stark beschädigt wurde. Dort hatte sich am Morgen noch ein Panzer befunden, der dann aber auch abgezogen wurde. Die Bewohner verkrochen sich in ihren Kellern. Im Schulkeller befanden sich etwa 20 Erwachsene und Kinder. Als die Beschießung nicht enden wollte, wurden erste weiße Laken aus Fenstern und Dachluken herausgehängt. Der Bürgermeister Christian Müller und Willi Hille entschlossen sich, den Amerikanern die Neustadt hinauf (heute Meenser Weg) mit weißer Fahne und erhobenen Händen entgegenzusehen. Trotz der Erklärung Müllers, es seien keine deutschen Soldaten mehr im Dorf lief einer bei Ankunft der Amerikaner im Dorf in Rochlitz' Scheune.  Sie schossen daraufhin auf die Scheune und drohten, den Bürgermeister zu erschießen. Dazu kam es jedoch nicht. Die Einwohner wurden nun veranlasst, ihre Keller zu verlassen und auf die Straßen zu kommen. An zwei Plätzen musste sich die Einwohnerschaft versammeln. Zum einen an der Ecke Neustadt und zum anderen auf dem Hof des Bürgermeisters Müller. Nachdem erlaubt worden war, das Nötigste an Lebensmitteln, Hausrat und Betten auf Wagen zu laden, wurden Pferde oder Kühe vorgespannt und die gesamte Einwohnerschaft verließ das Dorf in Richtung Lippoldshausen, von woher ihnen nun verstärkt amerikanische Truppen mit Panzern, Lastwagen, Jeeps usw. entgegenkamen. "In der Höhe des Brackenberges biegen wir links ab und lagern im, Walde beim 'Großen Kopf'. Es wird neblig und kühl, aber wir getrauen uns nicht, Feuer zu machen. Die Kühe werden gemolken. Zu essen haben wir. Böse ist es für die kleinen Kinder, sie nehmen die kalte Milch nicht und weinen.  Wir versuchen, die Milch in der Flasche am Körper zu wärmen, aber das hilft nichts.  Es ist eine unruhige Nacht und wir sind froh, als es hell wird. Da machen wir ein Feuer an und wärmen uns, ..."(34) Hatte es zuerst geheißen, dass alle Einwohner für drei Tage den Ort verlassen sollten, so kehrten die ersten doch schon am folgenden Tag, dem 9. April, wieder ins Dorf zurück. Der Großteil der amerikanischen Truppen zog weiter gen Osten. Nur in einigen Scheunen wurden Fahrzeuge mit Verpflegungsmaterial abgestellt. Die Häuser von Siepel und Lambach sowie die Schule wurden für die nächsten Wochen beschlagnahmt und blieben für einige Zeit von amerikanischen Soldaten besetzt. "Da ja keiner englisch konnte" (35), kam es zu keinen nennenswerten Kontakten zwischen Besatzern und Einheimischen.

Die ersten Nachkriegsjahre

Der Zustrom von Flüchtlingen

Nachdem die Bevölkerung während des Krieges durch den Zuzug Evakuierter zugenommen hatte, trafen seit März 1945 vermehrt Flüchtlinge aus dem Osten in Atzenhausen ein, die auf die einzelnen Häuser verteilt wurden. Sowohl für die Einheimischen als auch besonders für die Flüchtlinge, die zumeist ohne Hab und Gut kamen und keine Arbeit fanden, bedeutete die Wohnraumenge eine schwierige Situation. Evakuierte wie auch Flüchtlinge blieben zumeist nur für kurze Zeit. Im Zeitraum zwischen Juli 1944 und April 1947 waren im Haus der Gastwirtschaft Ehmen insgesamt (gleichzeitig oder auch nacheinander) 27 Männer, Frauen und Kinder untergebracht.(36) Sicherlich mag die Gastwirtschaft durch eine Mehrzahl von Räumen besonders belastet gewesen sein, jedoch zeigen die Angaben für andere Häuser eine ähnliche Vielzahl von fremden Wohnungsnehmern. Das Jahr 1945 brachte insgesamt 109 Flüchtlinge aus dem Osten, wovon allein 49 im November und Dezember kamen, Evakuierte hingegen, beheimatet in den jetzt von Briten, Franzosen und Amerikanern besetzten Zonen, kehrten relativ schnell in ihre ehemaligen Wohnorte zurück. Hatte die Einwohnerzahl 1939 noch 212 betragen, so waren es 1946 358 und der Höchststand wurde im Januar 1949 verzeichnet, als 389 Menschen in Atzenhausen gemeldet waren. Die Interessen der Flüchtlinge wurden in der Gemeinde um einen vom zuständigen Ortsflüchtlingsbetreuer wahrgenommen. Dieses Amt wurde im Sommer 1948 offiziell im Landkreis eingerichtet und in Atzenhausen ab Juli 1949 von Bernhard Schmidt bekleidet. Zum anderen existierte noch in Flüchtlingsrat, in dem sowohl Flüchtlinge wie auch Einheimische vertreten waren. Beiden Institutionen ging es um die Regelung von Wohnungsangelegenheiten, da es bei der akuten Überbelegung doch des öfteren zu Schwierigkeiten am, um die Sicherstellung der Versorgung mit Hausrat (z. B. Herde, Öfen und Möbel) und Lebensmitteln sowie um die Hilfestellung im Umgang mit Behörden. Über die Entwicklung des Anteils von Flüchtlingen an der Gesamtbevölkerung gibt folgende Statistik Auskunft (37):

Entwicklung der Einwohnerzahlen 1939 - 88

 

Einwohner insgesamt

Einheimische

Flüchtlinge

Evakuierte

Ausländer

1.9.1939

212

-

-

-

-

29.10.1946*

358

168

106

56

28

13.9.1950**

364

 

 

 

 

1.7.1953

316

215

97

3

1

1.1.1955

286

202

79

2

3

1.1.1960

383

207

71

2

3

31.12.1965

243

181

55

1

6

31.12.1970

227

-

-

-

-

31.12.1980

266

-

-

-

-

30.4.1988

302

-

-

-

-

 

 

 

 

 

 

 

* Nach dem Wohnsitz am 1.9.1939
** Bei der Angabe für 1950 sind weitere Daten nicht vorhanden.

Die wirtschaftliche Lage

Nach Kriegsende wurde das von den Nationalsozialisten eingeführte System der Bewirtschaftung von Nahrungsmitteln zunächst weiterbetrieben, d. h. eingekauft werden konnte nur auf der Grundlage von zugeteilten Lebensmittelkarten. Dabei galten im Juli 1945 von 377 Einwohnern Atzenhausens 185 als 'Normalverbraucher', d. h. sie erhielten für alle verfügbaren Lebensmittel Karten, während 174 'Vollselbstversorger' nur Karten für Nährmittel wie Gries, Brot u. ä. erhielten, nicht aber für Butter, Schmalz und Fleisch, da ihnen diese Produkte selbst zur Verfügung standen. 18 Einwohner fielen unter die Rubrik 'Teilselbstversorger Schlachtfette', sie konnten sich ein Schwein nebenher halten, so dass ihnen die Karten für diese Produkte nicht zustanden.(38)

Wurde dringend ein Kleidungsstück, ein Paar Schuhe oder gar ein Fahrrad benötigt, so war dies nur über Bezugsscheine möglich, die der Gemeinde zur Verfügung standen und vom Bürgermeister, später Gemeindedirektor oder Gemeinderat an die Bedürftigsten verteilt wurden. Die Bauernhöfe unterlagen strengen Ablieferungsvorschriften für alle Produkte - Vieh, Getreide, Milch, Eier, Geflügel, Wolle, Obst, Gemüse, Zuckerrüben, Sämereien, Kartoffeln, Ölfrüchte. Nach einer Erhebung für das Wirtschaftsjahr 1948/49 kamen die Atzenhäuser Bauern ihrer Getreideablieferungspflicht zu 90,3 % des Solls nach. Man lag damit immerhin noch an 27. Stelle aller 73 Orte des Landkreises, jedoch unter der geforderten Ablieferungsrate von 94,3 %. (39)

Sicherlich war das Angebot an Nahrungsmitteln auf dem Lande um einiges besser als in der Stadt, jedoch musste auch hier vieles organisiert werden, d. h. im Dunkeln erledigt werden. Es wurde schwarz gehandelt, vor allem mit Städtern, die aufs Land kamen, um direkt vom Erzeuger Produkte zu bekommen, die auf dem Zuteilungswege nicht in die Städte gelangt waren. Demgegenüber tauschten die Bauern ihre landwirtschaftlichen Produkte gegen wertbeständige Gegenstände. In Atzenhausen wurde auch schwarz geschlachtet und schwarz gebrannt. Beides stand natürlich unter Strafe. Um nun ein zusätzliches Schwein schlachten zu können, musste man schon findig sein. So berichtet G. Nolte: "Das einzige Hindernis war, dass alles Vieh ja gezählt war und man nicht ohne weiteres eines verschwinden lassen konnte. So habe ich mir in Dahlenrode ein verendetes Schwein geborgt, um es hier abzumelden. Dadurch hatte ich dann eines frei, dass dann nebenbei geschlachtet werden konnte."(40) Noch vor Kriegsende, im Februar 1945, wurde ein Einwohner wegen Schwarzschlachtung zu drei Monaten und drei Tagen Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde auf 3 1/2 Jahre zur Bewährung ausgesetzt. (41) Gefahren bestanden aber auch bei der Eigenproduktion von Schnaps, der aus Zuckerrüben destilliert wurde...... So haben wir einmal bei uns gebrannt, wir waren zu viert. Zu später Stunde bekamen wir Besuch, der etwas probieren wollte. Zu der Zeit war aber auch gerade das Brenngerät undicht und einer wollte den Deckel, der unter Druck stand, anheben, um ihn in eine bessere Stellung zu bringen. Das gelang aber nicht und wir haben uns alle verbrüht. Einige mussten noch in der Nacht ins Krankenhaus."(42)

Aus der Knappheit an Lebensmitteln resultieren auch die relativ häufigen Diebstähle. So verschwanden etwa beim Gastwirt Ehmen zwei Gänse und vier Hühner(43) und einem Bauern wurden 40 kg Wurst, 10 kg Wurst in Dosen, 20 kg Speck und 10 kg Schmalz gestohlen.(44) Eingerichtet wurde daraufhin ein sogenannter Flurschutz, wobei je ein Polizist und ein Ortsbewohner nachts von 22 Uhr bis 4 Uhr Streife gingen. Dabei soll der Polizist jedoch auch des öfteren mit zum nächtlichen Schwarzbrennen genommen worden sein.(45) Erhebliche Schwierigkeiten gab es in den ersten Nachkriegsjahren in der Versorgung mit Brennstoffen.  So berichtet das Göttinger Tageblatt, dass 1950 für 70 Interessenten nicht einmal 60 Raummeter Holz zur Verfügung standen, also nicht einmal 1 RM pro Haushalt.(46) Vielmehr musste aus der staatlichen Revierförsterei Brackenberg Holz an die Stadt Göttingen geliefert werden. Aus einem Schreiben des Oberbürgermeisters Göttingens geht hervor, dass die Bürgermeister verschiedener Ortschaften das Rücken des für die Brennholzversorgung der Stadt bereits geschlagenen Holzes veranlassen sollten. Der Atzenhäuser Bürgermeister sollte sich um die Bereitstellung von 500 Raummeter Holz kümmern.(47)

Die Schule

Die Zeit, als noch alle Atzenhäuser Kinder im Ort in die Schule zu 'ihrem' Lehrer gingen, gehört schon länger der Vergangenheit an. Im Jahre 1969 wurden auch die Schüler der Unterstufe nach Dramfeld umgeschult. Die Kinder der Klassen 5 bis 9 gingen schon vorher nach Rosdorf. Das Schulgebäude, im Mai 1931 eingeweiht, umfaßte den Keller mit Brausebad, den einklassigen Schulraum sowie die Lehrerdienstwohnung. Im Jahre 1954 waren am Bau größere Reparaturmaßnahmen nötig geworden, da durch ständige Feuchtigkeit im Keller die dortige Decke einzustürzen drohte. Im Rahmen von Hand- und Spanndiensten wurden auch Atzenhäuser Bürger zur Isolierung des Fundaments herangezogen. In der Zeit vom 10.  März bis zum 15.  Mai 1954 fand der Unterricht auf dem Saal der Gastwirtschaft Ehmen statt.(48) Das Schulgebäude wurde nach der Schulschließung an privat verkauft und zum reinen Wohngebäude umfunktioniert.

Die tätigen Lehrer in Atzenhausen waren nach 1933 August Lösekrug, der im Herbst 1937 nach Niedernjesa wechselte, Kurt Magatzki bis 1957 sowie danach bis zur Schließung Werner Raschke, der dann nach Dramfeld kam und den Atzenhäuser Kindern 'erhalten' blieb. Neben dem jeweils einzigen amtierenden Lehrer wurde für den Handarbeitsdienst zusätzlich eine Frau beschäftigt. Von 1935 - 1950 erteilte Ernestine Müller diesen Unterricht und erhielt dafür 'als Bezahlung eine Landnutzung von ca. 2 Morgen'. (49) Ab Januar 1950 übernahm Lotte Nitsch, Schneiderin, die im März 1945 als Flüchtling aus Königsberg nach Atzenhausen gekommen war, den Handarbeitsunterricht und erhielt die Stunde 2,40 DM. Bis zum November 1943 gingen in Atzenhausen nur Kinder evangelischer Konfession zur Schule (die Statistik beginnt 1916).(50) Ihre Zahl lag zwischen 38 (1933) und nur 24 (1940). Durch Evakuierte und Flüchtlinge in den Jahren 1943 bis 1950 stieg sie enorm an. Viele waren nun auch katholischer Konfession. Im November 1944 sind es 46 Schüler (36 ev./10 kath.), 1946 61 (41/ 20), 1949 59 (42/17), 1951 40 (34/6), 1954 34 (32/2).(51) Diese Schülerzahlen geben ein getreues Spiegelbild der durch den Krieg hervorgerufenen Veränderungen in der Einwohnerzahl und -struktur. Im April und Mai 1945 fiel der Unterricht für einige Wochen aus. War ab Mitte 1944 Schulunterricht durch den häufigen Fliegeralarm immer nur mit Unterbrechungen möglich gewesen, so bedeutete der Einmarsch der Amerikaner erst einmal das Ende. Jedoch begann er Unterricht in Atzenhausen so früh wie nur in wenigen anderen Dörfern des Landkreises. Bereits im Frühsommer konnte Lehrer Magatzki auf Anordnung des Militärkommandanten in Friedland die Kinder wieder unterrichten.(50)

Eine schwierige Situation trat natürlich ein, wenn der einzige Lehrer einmal erkrankte. So mußte Lehrer Magatzki von Oktober 1955 bis Februar 1956 dem Unterricht fernbleiben. Was tun? Der akute Lehrermangel in den 50er Jahren ließ es nicht zu, eine Vertretung nach Atzenhausen zu schicken. Also gingen die Schüler der Klassen 7 und 8 nach Mollenfelde, die Schüler der Klassen 5 und 6 nach Dahlenrode. Die Kleinsten wurden nachmittags von einer Lehrerin aus Mollenfelde in Atzenhausen unterrichtet. Im Februar 1950 mußte die Schule Tage geschlossen bleiben, da die Mehrzahl der Kinder an Masern erkrankt.(53) Daß Atzenhäuser Kinder auswärts zur Schule gehen mußten, sollte bald immer mehr zur Gewohnheit werden.  Mit Einführung des 9. Schuljahres Ostern 1962 gingen die Schüler dieses Jahrgangs nach Obernjesa. Ostern 1965 wechselte das 9. Schuljahr gemeinsam mit den Klassenstufen 7 und 8 nach Rosdorf. Ebenfalls dorthin folgten die Klassen 5 und 6, ehe im Sommer 1969 die Kinder der Grundstufe (Klassen 1 - 4) nach Dramfeld umgeschult wurden und die örtliche Schule geschlossen wurde.

Landwirtschaft

Die Verhältnisse in der Landwirtschaft haben sich in den letzten 50 Jahren Grundlegend geändert. Dies betrifft sowohl die ökonomischen und technischen Bedingungen als auch die Anzahl der in diesem Wirtschaftszweig arbeitenden Menschen. Mußte in den 30er Jahren noch der Großteil der Arbeit mit der Hand verrichtet werden bzw. Pferde und Kühe die vorhandenen Maschinen über den Acker ziehen, so änderte sich die Situation nach dem Kriege erst langsam, dann sprunghaft. Die Situation für das Jahr 1952 stellt sich z. B. folgendermaßen dar: ,Die Landwirtschaft schafft sich Trecker und andere Landmaschinen an. Zur Zeit laufen 17 Trecker im Dorfe. Selbstbinder, Kartoffelrodemaschinen, Heuwender sind eine Selbstverständlichkeit geworden. Auch einige Melkmaschinen .. sind in Betrieb. "(54) Den ersten Trecker im Dorf hatte 1938 Garbrand Ehmen angeschafft, einen Lanz Bulldog mit Eisenrädern. In den Wohnhäusern selbst begann sich ebenfalls einiges zu verändern: "In den meisten Haushaltungen ist eine elektrische Wasserpumpe. Bei vielen ein Elektroherd oder Gasherd."(55) Vor der Entwicklung der Mähdrescher wurde das Getreide von den Dreschmaschinen gedroschen. Die kleineren Bauern brachten nach der Ernte ihr Getreide zum Dreschschuppen, wo es sogleich verarbeitet wurde. Auf die größeren Höfe kam die Dreschmaschine im Herbst für 1 - 2 Tage. Unter Mithilfe anderer Bauern und sonstiger abkömmlicher Einwohner wurde dann hier die Arbeit verrichtet.

Über die Entwicklung der Landwirtschaft in Atzenhausen mag folgende Tabelle einen Einblick geben:(56

         Betriebe                                                                                                         Nutzfäche           Vieh

 

insges.

< 2ha

2-10 ha

10-20 ha

20-50 ha

>50 ha

insges .

Acker

Wiese

Pferde

Kühe

1936

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25

61

1939

46

35

8

3

 

 

 

 

 

1944

 

 

 

 

 

 

 

 

 

21

65

1949

43

11

23

7

2

-

269

221

44

27

107

1960

43

17

15

8

3

-

283

211

68

11

106

1971

25

3

13

2

7

-

267

182

93

2

82

1979

20

2

7

2

3

1

217

185

31

-

21

1983

15

2

7

2

3

1

217

185

31

-

9

 

 

 

 

 

 

Deutlich wird der Rückgang der Betriebe insgesamt, wobei die mit weniger als zwei Hektar Landfläche aber auch mit einigen mehr von jeher sicher nur als Nebenerwerb anzusehen waren. In den 70er Jahren wurde immer mehr Land zur Vergrößerung weniger Betriebe abgegeben. Von den 20 1979 angegebenen Betrieben wurden lediglich fünf im Vollerwerb bewirtschaftet, von denen jedoch noch vier über ein zusätzliches Erwerbseinkommen verfügten. 1983 waren es von 15 nur noch vier Vollerwerbsbetriebe, wovon aber nur zwei ausschließlich von der Landwirtschaft lebten. (57) Die bewirtschaftete Landfläche nahm seit 1949 um fast 20 % ab (sie wird von Landwirten anderer Orte bestellt), im selben Maß reduzierte sich die Weide- und Wiesenfläche. Damit in direktem Zusammenhang steht die Verringerung der Bestände an Milchkühen. Waren 1971 noch 82 Kühe auf 12 Betriebe verteilt, so standen 1983 die letzten neun Kühe in einem einzigen Betrieb. Ein Indiz für die zunehmende Technisierung ist der abnehmende Pferdebestand. Standen 1949 noch 27 Pferde zur Feldarbeit zur Verfügung, so waren es 1960 nur noch 11 (bei 21 Treckern). Von den beiden 1971 aufgeführten Pferden wurde keines mehr in der Landwirtschaft eingesetzt, sondern nur noch zum Holzrücken im Wald.

Handwerk und Gewerbe

In gleichem Maße wie die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe und die der in ihnen Beschäftigten sich stetig verringerte, ist auch ein Aussterben des handwerklichen Gewerbes zu verzeichnen. Die bis zum Anfang der 50er Jahre für kleine Handwerksbetriebe bestehende Möglichkeit, für den Bedarf des eigenen Dorfes zu produzieren, fiel sowohl der zunehmenden Mobilität, mit der kostengünstig größere Betriebe ihre Arbeit anbieten konnten als auch der Technisierung in der Landwirtschaft (keine Aufträge mehr für Schmiede, Stellmacher und Sattler) und der weitgehenden Industrieproduktion zum Opfer.

Atzenhausen hatte bis Ende 1960 eine eigene Tischlerei, die von Karl Elend führt wurde. Die Stellmacherei Günther hatte bis 1950 Bestand. Später (1960 - 1965) wurden hier, wie auch bei Hermann Storch (1958 - 66), Faserhölzer geschält. Karl Henne führte seine Schmiede bis 1954, sie wurde dann von Karl Sommer übernommen, der 1963 aufgab. Schuhmacher Hermann Kohlstedt reparierte Schuhe bis 1957. Einen Friseurladen hat es zwar nicht, aber August Wöhlert, der in Göttingen arbeitete, kommt bis heute in die Häuser seiner Stammkunden, um ihnen die Haare zu schneiden. Die Maler Heinrich Storch und Fritz Rochlitz führten ihre Betriebe bis Anfang der 60er bzw. der 70er Jahre. Auch eine selbständige Schneiderei hat es gegeben. Sie wurde bis zum Anfang des 2. Weltkrieges von August Weitemeier geführt. Zu erwähnen bleibt auch die Tradition des Hausschlachtens in der Familie Faust, die nun seit drei Generationen fortgesetzt wird.

Bild: Schaufenster des letzten Kolonialwarenladens in Atzenhausen von Gustav Nolte, 1954 (G.Nolte)

Von den ehemals bestehenden Lebensmittelläden schloß der von Spohr im Januar 1965 und der von Nolte 1976(58), was bedeutet, daß wie in vielen anderen kleinen vergleichbaren Orten eine Selbstversorgung im Dorf nicht mehr möglich ist. Entweder muß in den Geschäften und Supermärkten der größeren Orte und Städte eingekauft werden oder man wartet auf den Lebensmittelwagen, der zweimal die Woche nach Atzenhausen kommt. Die Möglichkeit, sich wie früher beim Einkaufen zu treffen, einen Klönschnack zu halten, ist mit dem Wegfall einer der wenigen Treffpunkte zur innerörtlichen Kommunikation genommen. Überhaupt ist die Zahl der auswärts Beschäftigten in den letzten 40 Jahren enorm angewachsen, wie folgende Aufstellung verdeutlicht: (59)

En

 

Einwohner

insges.

Erwebstätige Landwirtschaft

Andere Wirtschaftsektoren

Auspendler

13.9.1950

364

165

110

55

25

25.9.1956

285

 

 

 

31

6.6.1961

265

154

88

65

53

27.5.1970

225

120

46

71

62

twicklung der Erwerbstätigkeit 1950 – 70

 

 

 

Deutlich wird der trotz Bevölkerungsrückgang steigende Anteil der Auspendler, besonders in den Jahren 1956 - 1961, als der Großteil der Höfe nicht mehr im Vollerwerb bewirtschaftet wurde und die kleinen Handwerksbetriebe schlossen. Von den 53 Auspendlern des Jahres 1961 arbeiteten 38 in Göttingen, 1970 von 62 auswärts Beschäftigten sogar 52. Über die weitere Entwicklung gibt es leider keine Zahlen, jedoch ist davon auszugehen, daß sich das Verhältnis noch weiter zugunsten der Auspendler verändert hat.

Leitung und Verwaltung der Gemeinde

Im Juli 1933 übernahm Christian Müller für über 12 Jahre das Amt des Bürgermeisters in Atzenhausen. Nach der 1935 entstandenen Deutschen Gemeindeordnung hatte allein er für die Gemeinde zu entscheiden und zu, handeln, war für die Verwaltungsarbeit genauso zuständig wie für die Repräsentanz der politischen Gemeinde.(60) Der Gemeinderat setzte sich nur aus Männern zusammen, die nicht gewählt wurden, sondern vom Kreisleiter der NSDAP nach politischer Zuverlässigkeit, Eignung und Leumund bestimmt und, ohne Entscheidungsbefugnis, nur mit beratender Stimme in diesem Gremium waren.

Erst im Januar 1946 wurde Müller von der englischen Militärregierung abgesetzt. Für ihn wurde Heinrich Siepel als Bürgermeister benannt, aber nur bis zu den ersten Kommunalwahlen im September 1946, als sich lediglich eine Liste von Unabhängigen zur Wahl stellte. Christian Müller wurde wieder zum Bürgermeister gewählt. In diesem Amt folgten ihm bis zur Gebietsreform 1973: Karl Elend (1952 - 1956), Hermann Lötzerich (1956 - 1961 und 1964 - 1973) sowie dazwischen Ewald Müller (1961 - 1964). Auffällig ist, daß sich nur bis zum Jahre 1956 Vertreter von Parteien zu den Kommunalwahlen aufstellen ließen. Dabei errang die CDU mit Ausnahme von 1952 jeweils, die Mehrheit der Sitze. 1952  dominierte die FDP mit drei Sitzen vor der CDU (2), der SPD (1) und dem BHE (1). Der BHE (Bund der Heimatlosen und Entrechteten), verlor die Bedeutung. Ab 1961 scheint Konsens in den dorfpolitischen Entscheidungen geherrscht zu haben, denn es gab jeweils nur noch den Wahlvorschlag 'Wählergruppe', die Parteien stellten keine Kandidaten mehr auf. Dies änderte sich erst wieder ab 1973. Die 1946 nach britischem Vorbild eingeführte Stelle des Gemeindedirektors, der für die Verwaltung zuständig ist im Gegensatz zum Bürgermeister und Gemeinderat als politische Gewalt, wurde im April 1946 zunächst von Heinrich Siepel besetzt. Ihm folgten Fritz Rochlitz (1947 - 1949), Karl Elend (Dez. 1949 - 1953), Ludwich Storch (1953 - 1959) und Hermann Lötzerich (1960 - 1973). Zum Teil wurden die Ämter des Bürgermeisters und Gemeindedirektors in Personalunion wahrgenommen. Dies war für Gemeinden unter 2.000 Einwohnern nach Niedersächsischem Gemeinderecht möglich. Das Gemeindebüro befand sich im Haus des jeweiligen Stelleninhabers, so daß bei einem Amtswechsel die Gemeindeakten immer wieder durch das Dorf wanderten.

Mit der Gebietsreform im Jahre 1973 nahm die politische Selbständigkeit der Gemeinde Atzenhausen ein Ende. Der Ort wurde in die Großgemeinde Rosdorf eingegliedert.(61) Mit dieser Entscheidung war man in Atzenhausen einverstanden(62), da man sich weitgehend in Richtung Göttingen orientierte und nicht in das nähergelegene Hedemünden. Jedoch gab es zumindest in den Jahren 1967/68 noch ernsthafte Bestrebungen, sich Hedemünden anzuschließen. Es hatte schon Beratungen in dieser Hinsicht mit der dortigen Verwaltung gegeben und auch die Beschulung Atzenhäuser Kinder in Hedemünden war ins Auge gefaßt. (63) Pläne waren im Laufe der Jahre jedoch zum Scheitern verurteilt, zumal Hedemünden Münden beigeordnet wurde. Göttingen war nach dem Bau der Reichsautobahn seit dem 1. Juli 1939 durch die Einrichtung einer Bushaltestelle auf der Autobahn nahe Dahlenrode täglich erreichbar geworden (der Fahrpreis betrug 0,80 RM).(64) Zum anderen fuhr - wie dargestellt - ab den 50er Jahren der überwiegende Teil der auswärtig Beschäftigten in die Universitätsstadt. Darüber hinaus war Atzenhausen seit 1969 Mitglied des Schulzweckverbandes Rosdorf, da die Schüler aus Atzenhausen zum Teil seit 1965 nach Rosdorf mußten. Insofern kam eine Anbindung an Friedland oder gar Münden nicht in Frage. Rosdorf, in dem sich nun das zuständige 'Rathaus' befindet, ist immerhin 17 km entfernt und die Erledigung von Verwaltungsangelegenheiten, die vor 1973 im eigenen Dorf vonstatten gehen konnten, bedeutet für die Einwohner doch eine erhebliche Belastung.(65) Bürgenneister, Gemeindedirektor und Gemeinderat gibt es nicht mehr.  Alleiniger Vertreter der Dorfinteressen ist der Ortsvorsteher, der in allen die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten Vorschläge machen kann und Hilfsfunktionen für die Gemeindeverwaltung übernimmt. (66) Ortsvorsteher ist traditionell seit 1973 Gustav Nolte (CDU).

In den letzten gut 50 Jahren hat sich Atzenhausen von einem ehemals bäuerlich strukturierten Ort mit weitgehend ausreichendem Selbstversorgungsgrad zu einer reinen Wohngemeinde entwickelt, dessen erwerbsfähige Bevölkerung tagsüber größtenteils den Ort verläßt.

Fremdenverkehr

Vor dem 2. Weltkrieg hatte sich Atzenhausen einen Namen als Erholungsort gemacht. Das leerstehende Pfarrhaus war als Pension genutzt worden, ebens standen die beiden Gaststätten Storch und Ehmen für Gäste zur Verfügung. Mit dem Krieg und dem dadurch hervorgerufenen Zustrom von Evakuierten un Flüchtlingen, für die jeglicher Wohnraum zur Verfügung gestellt werden mußte, war ein Angebot für Feriengäste nicht mehr möglich.(67) Erst Ende der 60er Anfang der 70er Jahre begann man, sich wieder verstärkt dem Thema 'Fremdenverkehr' zu widmen, zumal man feststellen mußte, daß immer mehr Atzenhäuser nach auswärts zur Arbeit fuhren und die Landwirtschaft nur für einige wenige eine ertragreiche Zukunft bringen konnte. 1969 wurde mit dem Ausbau der Wochenendsiedlung 'Am Steinberg' nordwestlich von Atzenhausen an der Straße nach Barlissen begonnen. 23 Bauplätze für Wochenendhäuser standen zur Verfügung. Die Häuser wurden überwiegend 1971 errichtet, das Gebiet wurde 1975/76 erschlossen, Strom- und Wasseranschlüsse gelegt, die Straße ausgebaut, der Anschluß an die Kanalisation vorgenommen. Ein weiterer Schritt in Blickrichtung auf Ausweitung des Fremdenverkehrs wurde mit der Gründung des Fremdenverkehrsvereins 'Lindenbachtal' im Mai 1973 getan. Es wurden sogleich eine Reihe von hochgesteckten Zielen angestrebt. 'Trimm-dich-Pfad', Reitplatz, Kleingolfanlage, Tennisplatz, Saunen und Wassertretanlage bestimmten die zukünftige Planung. (68)

An einen Campingplatz und an ein Freibad wurde gedacht (69), die Planung eines Ferienhausgebietes war ins Auge gefaßt worden (70), aber auch dieses Vorhaben wurde nie ernsthaft weiterverfolgt. Realisiert wurde jedoch die Wassertretanlage im Feuerlöschteich im Juli 1973 und die Aufstellung von mehreren Ruhebänken im Dorf.

Die weiteren Pläne scheiterten in den folgenden Jahren zum einen am mangelnden Interesse innerhalb des Dorfes(71), zum anderen an den fehlenden finanziellen Mitteln, um die kostenträchtigen Pläne in die Tat umzusetzen, zumal Atzenhausen nicht als zu fördernder Fremdenverkehrsort anerkannt wurde. (72)

Baumaßnahmen und Entwicklung der Infrastruktur

Das Wasser, das in den Häusern aus den Hähnen fließt, erscheint uns heute wie eine lange bestehende Selbstverständlichkeit. Jedoch sind gerade 50 Jahre vergangen, seit die Beschaffung des Wassers noch sehr viel mühevoller vonstatten ging.  Aus dem hauseigenen Brunnen mußte das Wasser geholt werden. Mitte der 30er Jahre wurde aus einem Brunnen oberhalb des Thies bei den Linden Wasser entnommen, das zu einem Druckkessel bei Hermann Storch geleitet wurde. Bereits einige Häuser hatten so einen Anschluß mit Leitung erhalten. Nach dem Kriege wurde die Versorgung mit Wasser für die Mehrzahl der Einwohner durch elektrische Pumpen aus dem eigenen Brunnen verbessert, das Schleppen von Eimern wurde mehr und mehr zur Seltenheit. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten erhielt Atzenhausen eine Wasserleitung, an die alle Wohnhäuser angeschlossen waren. Die Zeit des knappen Wassers in heißen Sommern sollte endlich vorbei sein. Im September 1962 wurde gemeinsam mit Dahlenrode und Barlissen ein Wasserbeschaffungsverband gegründet. Westlich von Atzenhausen wurde man bei einer Bohrung in 78 m Tiefe fündig, ein Hochdruckbehälter wurde am Steinberg aufgestellt, eine Wasserleitung für das Dorf gelegt, aber erst 1964 floß aus den 50 Ortsanschlüssen das Wasser. Von jedem Atzenhäuser waren 500 DM als einmalige Anschlußgebühr aufzubringen. Bereits 1972 mußte eine neue Bohrung vorgenommen werden, da die Wassermengen des ersten Brunnens nicht ausreichten. In 170 m Tiefe wurde südlich von Barlissen ein neues Wasserreservoir aufgetan. Der Bau von Brunnen und Transportleitung bedeutete wiederum Kosten in Höhe von 300.000 DM.(73)

Im Februar 1964 heißt es über die Zustände in Atzenhausen u. a.: " ... Da Atzenhausen weder eine Kanalisation hat, noch die Straßen asphaltiert sind, fließen die Jauche und alle Abwasser ungehindert über die Höfe auf die Straßen, wo große Lachen die Luft des einstigen Luftkurortes verpesten, stinkende Brühe durchsickert und das Grundwasser verseucht. Aus diesem Grunde mußte der Dorfquell, am Thie, die einzige ausreichende Quelle, für die Wasserversorgung des Ortes, gesperrt werden."(74) Nun, das Wasserproblem wurde - wie geschildert - noch im selben Jahr gelöst. Die unbedingt notwendige Beseitigung der Abwässer wurde 1967 in Angriff genommen, alle Häuser wurden an die Kanalisation angeschlossen, Schmutz-und Regenwasser voneinander getrennt. Unangenehme Begleiterscheinung war die Zerstörung des Wurzelwerks einer der beiden noch existierenden Thielinden. Sie mußte daraufhin gefällt werden. Bis 1978 wurden die Abwässer in der ortseigenen Klärgrube gereinigt, dann erfolgte die Eingliederung in den Abwasserverband Leine-Süd. Das Schmutzwasser wird zur Klärung nach Göttingen geleitet.

Auch die Straßen waren 1964 noch nicht asphaltiert. Es hat ganz den Anschein, als scheute man sich vor einer notwendigen Kreditaufnahme, denn erst nachdem die Schule 1969 verkauft worden war und Geld in die Gemeindekasse floß, begann man mit dem teilweisen Ausbau, der dann in den nächsten Jahren zügig fortgesetzt wurde. Die ersten asphaltierten Straßen waren der Thieberg und die Neustadt (heute Meenser Weg). Neben den Wochenendhäusern 'Am Steinberg' ist das Gebiet an der heutigen Gerstengrundhöhe in den letzten 50 Jahren das einzige Bebauungsgebiet geblieben. Als solches bereits 1965 ausgewiesen, wurde mit der Erschließung erst 1973 begonnen.

Neben den einschneidenden Veränderungen auf dem Gebiet der Wasserverorgung und -entsorgung sowie dem Straßenbau ist als erste größere Bautätigkeit nach dem Kriege die Errichtung des Sportplatzes am 'Roten Berg' zu erwähnen. Nicht zuletzt um den berechtigten Wünschen der Spielvereinigung Atzenhausen nachzukomen, die im eigenen Ort keinen Platz hatte, um dem Fußballsport nachzugehen,war dieser Platz durch viel Eigeninitiative bis zum August 1960 fertiggestellt. Es hatte einige Jahre gedauert, bis ein geeignetes Stück Land gefunden war. Dabei bemühte sich besonders Pastor Jaekel, der von Gastwirt Storch im Tausch das Gelände am 'Roten Berg' für die Kirchengemeinde erwarb, die es für sportliche Zwecke zur Verfügung stellte.(75) In Zusammenarbeit von Sportlern und Bauern, die ihre Gespanne zur Verfügung stellten, konnte so der Platz sportgerecht hergerichtet werden. 1977 wurde der Sportplatz vollkommen neu angelegt und erweitert.

Desweiteren zu nennen wären die Anlegung eines Kinderspielplatzes im Jahre 1974 beim ehemaligen Pfarrhaus, die Neuanlegung des Thieplatzes mit der Sanierung des Quellgewölbes 1975/76, die Fertigstellung der Friedhofskapelle im Oktober 1976, der Neubau des Feuerwehrhauses 1976, an welches das Mehrzweckgebäude angebaut und am 6. September 1985 seiner Bestimmung übergeben wurde. Es wird nun heute genutzt als Treffpunkt für Vereine, Feuerwehr, für Versammlunen, für die Jugend und für private Feste. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf rund 250.000 DM.(76)

Die Feuerwehr

Bis zur Errichtung des neuen Feuerwehrgerätehauses lag das Domizil der Feuerwehr unweit des Schulgebäudes. Das alte Spritzenhaus hielt den Anforderungen für die Unterbringung von Feuerwehrfahrzeug und -geräten jedoch nicht mehr stand. Es wurde daraufhin kurzerhand abgerissen. Heute sind ein Schulngsraum und Platz für das Fahrzeug vorhanden. Die Feuerwehr war bereits in en 40er Jahren im Besitz einer motorgetriebenen Kraftspritze. Diese wurde jdoch nach dem Krieg, da wassergekühlt, durch Frost zerstört. Eine 1940 an die Feuerwehr Dahlenrode entliehene Spritze wurde im Jahre 1954 zurückgefordert, aus Dahlenrode erging jedoch nur der Bescheid, daß diese verschrottet worden sei.(77) Eine in Atzenhausen stehende Kraftspritze, die dem Landkreis Göttingen gehörte, wurde der Gemeinde zum Kauf angeboten. (78) Ob diese dann auch tatsächlich übernommen wurde, ist nicht festzustellen, jedoch wurde am 2. April 1950 eine neuangeschaffte Motorspritze ausprobiert. (79)

Zu ihrem Großeinsatz kam die Feuerwehr in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1954, als das Gehöft von Hermann Gerlt in Flammen stand, welches trotz der Mithilfe der Wehren aus Mollenfelde, Barlissen und der Berufsfeuerwehr aus Göttingen nicht gerettet werden konnte.  Bis auf die vordere Fassade des Wohngebäudes zerstörte der Brand sämtliche Teile der Hofanlagen. Die Löscharbeit wurde erheblich gestört durch zu wenig vorhandenes Wasser und ständig zugefrorene Schläuche infolge der großen Kälte. Einige Schafe und Kaninchen kamen in den Flammen um. Das Großvieh und Teile des Mobiliars konnten gerettet werden. Menschen kamen nicht zu Schaden. (80) Der Hof wurde danach wieder aufgebaut. Bereits im Jahre 1950 war die gerade neu errichtete Scheune von E. Müller niedergebrannt.

Die Kirche

Atzenhausen bildete bis 1976 einen Pfarrbezirk mit Mollenfelde, Deiderode und Dahlenrode.  Ein Pastor war jeweils für alle vier Orte zuständig und hatte seinen Sitz entweder in Atzenhausen oder Deiderode. 1976 kamen Atzenhausen und Dahlenrode zur Parochie Obernjesa, von wo die Gemeinde bis heute betreut wird. Die Peterskirche wurde sowohl 1960 wie auch 1974 baulich erweitert und verbessert. Am alten Turm wurde eine neue Tür eingebaut, der Glockenstuhl erneuert, der Altar übermalt, Bänke erneuert sowie eine elektrische Heizung eingebaut, der Kirchturm renoviert (1974), wobei in die Krone Daten der Atzenhäuser Geschichte, Zeitungen und zeitgenössische Währung deponiert Im Jahre 1978 wurde eine neue Turmuhr angeschafft, die sowohl aus Spenden, als auch aus dem Verkaufserlös des Pfarrhauses finanziert wurde. Außerdem wurde eine Ehrentafel für die Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht. Im 2. Weltkrieg fielen 14 Atzenhäuser, 11 gelten als vermißt.(81) 1961 kehrte der ehemalige Taufstein der Kirche, der lange vermißt war, wieder in die Kirche zurück, nachdem Pastor Jaekel, der seit Oktober 1948 für Atzenhausen zuständig war, den Stein auf einem Atzenhäuser Müllplatz gefunden hatte, einem von mehreren Schuttabladeplätzen, die mehr oder minder legal in verschiedenen Steinbrüchen bzw. an Plätzen, wo ehemals Mergel oder Sand abgebaut wurde, eingerichtet waren. Diese Plätze wurden nach Beginn der regulären Müllabfuhr zugeschüttet.

Die früheren Pastoren:

Bis zum Oktober 1941 war Pastor Grüneklee für Atzenhausen zuständig. Er war im Jahre 1937 gekommen und wechselte während des Krieges nach Obernjesa. Im September 1945 kam Pastor Römisch, der, als er nach Brasilien auswanderte, von Pastor Jaekel abgelöst wurde (Oktober 1948). Bedingt durch den Flüchtlingsstrom kamen auch neue Einwohner katholischen Glaubens in den Ort (1946:38).(82) Für sie kam zuweilen ein katholischer Pfarrer, um in der Gottesdienst zu halten. Jedoch ging man auch nach Friedland in die dortige Kirche. Pastor Jaekel, der sich auch für die Belange der politischen Gemeinde (z.B. Sportplatz) einsetzte, blieb bis 1972. Auf ihn folgten Pastorin Koch und dann Pastor Ungerer sowie ab der Zugehörigkeit zu Obernjesa (1976) Pastor Wilhelmi und Frau und Herr Burbach.

Pastor Jaekel

Anmerkungen zu Atzenhausen 1933 bis 1988

1) GA Ro, Schulchronik Atzenhausen 1913  56, S. 7

2) Wahlergebnisse nach: Göttinger Tageblatt vom 22.5.1928; 15.9.1930, 1.8.11932;.11.1932; 6.3.1933

3) HStA, Hann 310 I 0 36,  vgl. Mitgliedsstandsliste der NSDAP am 10.2.1936, Ortsgruppe Mollenfelde

4) Vgl. Schulchronik, a. a. 0., S. 8

5) Ebenda

6) Vgl. Peter DiehlThiele, Partei und Staat im Dritten Reich, München 1969., S. 162 f

7) HStA, Hann 310 I 0 111, Atzenhausen. 1936 1945

8) Göttinger Nachrichten vom 20.8.1935

9) Interview G. Nolte

10) Schon in den 20er Jahren war die Idee der sog. HAFRABA (Autobahn HansestädteFrankfurtBasel) entstanden, dessen Baupläne bis zum Jahre 1932 detailliert ausgearbeitet waren und von den Nationalsozialisten nur aus der Schublade gezogen werden mußten. Vgl. Rainer Stommer, (Hg.): Reichsautobahn, Pyramiden des 3. Reichs. Marburg, 1982, S. 24

11) Vgl. ebenda, S. 27 f.

12) Vgl. Karl Lärmer: Autobahnbau in Deutschland 1933 – 1945, Berlin 1975, S 3.

13) Vgl. Schulchronik, a. a. 0., S. 10.

14) Interview G. Nolte, G. Müller

15) Schulchronik, a. a. 0., S. 10.

16) Lagebericht der Staatspolizeistelle Hildesheim an das geheime Staatspolizeiamt Berlin vom 7.1.1936, nach: Klaus Mlynek: Gestapo Hannover meldet, Polizei und Regierungsberichte für das mittlere und südliche Niedersachsen zwischen 1933 und 1937. Hildesheim 19,86, S. 481.

17) Vgl. Schulchronik, a.a. 0., S. 11.

18) Vgl. ebenda, S. 54 f.

19) Vgl. ebenda, S. 55.

20) Ebenda, S. 284.

21) GA Ro, vgl. Polizeiliches Melderegister Atzenhausen,1.8.1935 28.5.1947. Die Zahl der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen ist sicherlich nicht vollständig wiedergegeben, da eine relativ hohe Fluktuation herrschte und nicht alle im Meldebuch festgehalten wurden.

22) Interview G. Nolte; G. Müller und vgl. Schulchronik, a. a. 0., S. 281.

23) Schulchronik, a. a. 0., S. 281 f.

24) HStA, Hann 310 I0 111.

25) Vgl. Schulchronik, a. a. 0., S. 283.

26) Vgl. ebenda.

27) Vgl. ebenda, S. 283 ff

28) Ebenda, S. 285.

29) Vgl. G. Nolte, Aufzeichnung zur Ergänzung der Chronik von Atzenhausen, abgefaßt am 27. März 1983, unveröffentlichtes Manuskript, S. 1.

30) HStA, Hann 180 Hildesheim 6095, vgl. Schreiben Landkreis an den Regierungspräsidenten vom 4.3.1946.

31) Vgl. Hannoversche Neueste Nachrichten vom 22.1.1949.

32) G. Nolte, a, a. 0., S. 2.

33) Schulchronik, a. a. 0., Die Eroberung von Atzenhausen, S. 2187 f und G. Nolte, a. a. 0., S.  4 f.

34) Schulchronik, a. a. 0., S. 288.

35) Interview G. Nolte, G. Müller.

36)Vgl. Polizeiliches Melderegister, a. a. 0.

37) Ergebnisse der Volks und Berufszählung des Landes Niedersachsen nach Gemeinden. Heft 3, hrsg. v. Nieders. Amt für Landesplanung und Statistik, Hannover 1950; Gemeindestatistik für Niedersachsen, Teil 1, Volkszählung und Wohnungszählung 1950, Hannover 1952; GA Ro.

38) KA Gö, Landrat Göttingen, Betr. Volkszählungen, Einwohnerzahl des Landkreises Göttingen nach dem Stande v. 15.7.1945. Die Anzahl der Einwohner wurde anhand einer Aufstellung über die Vergabe von Lebensmittelkarten, in den Ortschaften ermittelt.

39) Hauptamt Landkreis, vgl. Bericht zur Kreistagssitzung vom 27.7.1949 vom Kreisernährungsamt Göttingen, in: Kreistagsprotokolle des Landkreises 1946 52.

40) G. Nolte, a. a. 0. S. 6.

41) KA Gö, Ungeordnete Sammlung von Strafbefehlen 1944 – 48.

42) G. Nolte, a. a. 0., S. 6.

43) Vgl. Hannoversche Presse, Ausgabe Göttingen, vom 29.11.1946.

44) Vgl. ebenda vorn 13.5.194.7

45) Interview G. Nolte.

46) Vgl. Göttinger Tageblatt vom 3.4.1950.

47) StadtA Gö, MilReg A 10, vgl. Schreiben des Oberbürgermeisters der Stadt Göttingen an den Kommandanten der Militärregierung in Göttingen vom 1.3.9.1945, Bl. 174.

48) Vgl. Schulchronik, a. a. 0., S. 56.

49) Vgl. ebenda, S. 1123.

50) Vgl. ebenda, S. 165 f.

51) Vgl. ebenda.

52) Vgl. ebenda, S. 233.

53) Vgl. Göttinger Presse vorn 21.2.1950.

54) Schulchronik, a. a. 0., S. 22.

55) Ebenda.

56) Statistik des Deutschen Reiches, Ergebnisse der Volks, Berufs und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939 in den Gemeinden, Bd. 559, 1, Heft 8, S. 18, Berlin 1944; Gemeindestatistik für Niedersachsen, Teil 4, Landwirtschaftliche Betriebszählung 1949, hrsg. v. Nieders. Amt f. Landesplanung u. Statistik, Hannover 1953, S. 32 ff, Gemeindestatistik für Niedersachsen, Bd. 30, Teil 4, Betriebsstruktur der Landwirtschaft 1960/61, Hannover 1964, S. 70 ff; Gemeindestatistik für Niedersachsen, Band 170, Teil 4, Landwirtschaft 1971/72, A. Ergebnisse der Grunderhebung zur Landwirtschaftszählung vorn Mal 1971, Hannover 1972, S. 58 ff; GA Ro, Agrarstrukturelle Vorplanung für das Gebiet der Einheitsgemeinde Rosdorf, Northeim 1976. Landwirtschaftszählung 1979; Agrarberichterstattung 1983, KA Gö, Viehzählungen 1936 und 1944.

57) GA Ro, vgl., Landwirtschaftszählung 1979 und Agrarberichterstattung 1983.

58) Herkunft der Daten: KA Gö, GA Ro, Interview G. Nolte; G. Müller

59) Gemeindestatistik für Niedersachsen, Teil 2, Berufszählung 1950, hrsg. vorn Nieders. Amt für Landesplanung und Statistik, Hannover 1953, S. 33; ebenda, Bevölkerung, Wohnungswesen, Land und Forstwirtschaft, gewerbliche Wirtschaft und Finanzen, ausgewählte Ergebnisse des Jahres 1956, Hannover 1958, S. 60, ebenda, Bd. 27, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit 1961, Hannover 1964, S. 98 ff; ebenda, Bd. 911

Aus und Einpendler nach Wohn und Zielgemeindren, Pendlerströme mit 20 und  mehr Pendlern, in Niedersachsen am 6.6.11 1961, Hannover 1966, S. 30 ff; ebenda, Bd. 187, Heft 2, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit 1970, Hannover 1973, S. 54 ff; Bd.219, Heft 2, Berufsauspendler und Berufseinpendler nach Wohn und Zielgemeinden, am 27.5.1970, Reg.bez. Hildesheim, Hannover 1974, S. 38ff.

60) Vgl. Deutsche, Gemeindeordnung vom 30, 1. 1935, RGBI. 1935, Teil 1,  Berlin 1935, S. 4964.

61) Die bei der Gebietsreform stattgefundene Abgabe der Unterlagen der ehemaligen selbständigen Gemeinden an die Gemeindeverwaltung in Rosdorf beschränkt sich für Atzenhausen auf einige Meldebücher und die Schulchronik. Ansonsten wareii keinerlei Akten, Protokollbücher usw. auffindbar.

62) Interview G. Nolte.

63) Vgl. Göttinger Tageblatt vom 20./21.1.1968.

64) Vgl. Schulchronik, a. a. 0. 7 S. 11.

65) Die in den ersten Jahren nach der Gebietsreform angebotenen Sprechstunden durch die Verwaltung wurden jedoch überraschenderweise nur wenig frequentiert, so daß dieses Angebot eingestellt wurde.

66) Vgl. § 55 h, 1, Niedersächsische Gerneindeordnung i. d. F. vom 20.12.1984, Hannover 1986, S. 40 f.

67) Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage bestand in den ersten Nachkriegsjahren auch keine Nachfrage.

68) Vgl. Götlinger Allgemeine vom 111.5.1973.

69) Vgl. Göttinger Tageblatt vom 21./22.7.1197/3.

70) Vgf. ebenda vom 24.7.1983.

71) Interview G. Nolte; G. Müller.

72) Vgl. Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan (FNP) der Gemeinde Rosdorf, Anlage zum FNP vom 20.10.1980, S. 26.

73) Vgl. Göttinger Allgemeine vom 15.3.1972.

74) Göttinger Presse vom 15./16.2.1964.

75) Vgl. Göttinger Tageblatt vom 16.8.1960.

76) Vgl. Rosdorfer Mitteilungen vom 5.9.1985.

77) GA Ro, vgl. Protokoll der Gemeinderatssitzung Dahlenrode am 9.6.1954, in: Protokollbuch der Gemeinde Dahlenrode (1950  62).

78) Hauptamt Landkreis, vgl. Protokoll der Kreistagssitzung am 5.3.1947, in: Kreistagsprotokolle des Landkreises 1946-52.

74) Vgl. Göttinger Tageblatt vom 1.4.1950.

80) Vgl. Göttinger Presse vom 5.21.1954.

81) Vgl. Göttinger Tageblatt vom 10. 1. 1950.

82) Vgl. Ergebnisse der Volks und Berufszählung des Landes Niedersachsen nach Gemeinden, Heft 3, Volks und Berufszählung vom Oktober 1946. hrsg. vom Nieders. Amt für Landesplanung und Statistik, Hannover 1950, S. 52.

Zit. nach: Dr. Günther Meinhardt: Chronik der Gemeinde Rosdorf und ihrer Ortschaften. Bd. 2. Gudensberg-Gleichen.
1988. S. 15-43

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